61. Die Austrocknung und Besiedelung des Donaumoores.
329
hatten keine Vorgänger in einem ähnlichen Unternehmen. Wir hatten, wenn wir es nach der Größe des Flächeninhalts messen, kein Beispiel in Deutschland. Wir mußten uns die Grundlagen selbst suchen, auf die wir bauen sollten." Als erste, dringendste Aufgabe galt der Kommission die Entwirrung der Ansprüche auf Eigentum und Lehensbesitz im Donaumoore. Sodann glaubte sie die Knltivationsarbeiten dadurch rascher fördern zu können, daß sie die Lehensbarkeit der Moorgründe aufhob und diese ihren Besitzern gegen geringes Entgelt als freies Eigentum überließ.
Um die für die Austrocknnngsarbeiten erforderliche Geldsumme auszubringen war es notwendig eine Aktiengesellschaft zu gründen. Ihr mußten die am Donaumoor teilhabenden Gemeinden und Einzelbesitzer Stücke ihres Grundes abgeben und konnten dafür später verbessertes Land in der Nähe ihres Wohnorts beanspruchen. Die Hälfte der dem Ackerban nutzbar gemachten Flächen aber blieb den Aktionären als Entschädigung für die aufgewandten Kulturkosten überlassen.
Inzwischen vollendete Oberst v. Riedl die Pläne zur Austrocknung des Moores. Er hatte bei ihrer Herstellung sowohl die Ableitung des Wasserreichtums im Innern des Moores und jene der Quellergüsse au feiner Umrahmung als auch die Anlage der nötigen Straßen und Wegbauten vor Augen. Karl Theodor genehmigte schon während dieser vorbereitenden Arbeiten 34000 Mark ans seiner Kabinettskasse.
Im Frühling 1790 ging man an die Ausführung des Projektes. Das rasche und gründliche Vorschreiten der Entwässerung leistete die sichere Gewähr, daß v. Riedl die Ursachen der Moorbildung richtig erkannt hatte und die kürzesten Wege zu ihrer Beseitigung einzuschlagen verstand. Zum Bau der Abzugsgräben für das Wasser zog man anfangs Militär, später gewöhnliche Akkordarbeiter heran. Außer ihnen halfen einige hundert Schulkinder der benachbarten Ortschaften, ferner gefänglich eingezogene Landstreicher oder geringere Verbrecher unter kundiger Aussicht mit. So war man imstande noch im ersten Jahre 2670 Hektar Sumpfland trocken zu legen. Im folgenden Winter wurde der Moorinspektion bereits der Auftrag in den der Aktiengesellschaft zufallenden Anteilen Plätze für Kolonien auszusuchen, welche festen Boden für die Errichtung von Wohnungen böten und von wo aus die Verteilung der Gründe für jede Familie zwanglos die hinreichende Anzahl von Äckern und Wiesen ergeben würde. Zu Beginn des Jahres 1791 waren 10 bis 15 Häuser im Entstehen; große Materialmagazine und eine Ziegelhütte mit Torsbrand wurden errichtet. Dies war der Anfang zur ersten Siedelung im Moor, Karls krön.
Feindlicher jedoch als alle Ungunst der Naturverhältnisse kämpften Neid und Mißtranen in diesen Jahren gegen die Bestrebungen zur Bodeuverbes-seruug und Kolonisation im Donaumoore. Der nicht erwartete Fortschritt der Landgewinnung weckte unberechtigten Eigennutz. Als die Aktiengesellschaft
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Extrahierte Personennamen: Riedl Karl_Theodor Karl Riedl Karls
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35. Augsburger Studien. 191
Brunnen der Maximilicmsstraße die monumentale Plastik ihr Bestes versucht und geleistet hat und die kunstreichen Wasserwerke und Brunnentürme als eine rechte Stadtmerkwürdigkeit noch immer den Fremden gezeigt werden.
P.vre.nti
Fons amplij»imvs krihx'blicä. avcva'tan;
Akte 1p5a>1 Cv'rixm Pojitv5
i><i> Sirrutrb pniti> täriiiwn §iniiwti5,au|f t>cm ytrlttit) in ^.lyjpurg
Der Augustusbrunnen in Augsburg von Hubert Gerhard.
Aber nicht bloß Trinkwasser ergoß sich aus jenen Quellen und Bächen nach Augsburg; im Verein mit den Lech- und Wertachkanälen treiben sie ein vielverzweigtes Aderngeflecht des mächtigsten Gefälles durch die Stadt und deren Bann und geben ihr seit Jahrhunderten den Beruf zum Großgewerbe. Friedrich List pflegte zu sagen, die Stadt Augsburg allein habe mehr natürliches Wassergefälle als alle englischen Fabrikbezirke zusammengenommen. Als vor etlichen Jahren ein unerhörter Wassermangel die Angs-
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Extrahierte Personennamen: Hubert_Gerhard Friedrich_List Friedrich
72. Die Isar als Berkehrsstraße einst und jetzt.
391
bestandteile mit Ausnahme des sogenannten Floßhakens, mittels dessen beim Anländen das Seil am Floß befestigt wird. Neben dem Landseile ist des Floßmanns treuester Begleiter die Axt.
Wie sich nun das Wesen des Flusses seit alters gleichgeblieben ist und die Fahrzeuge unverändert sich erhalten haben, welche er zu Tal trägt, so auch der Floß mann, nicht bloß in seinen von einem altererbten Konservatismus herangezogenen Charaktereigenschaften, seiner stahlharten Geschmeidigkeit im Stampfe gegen Wasser und Wetter, seiner unverfälschten Anhänglichkeit an Heimat, Herrscherhaus und religiösen Glauben, sondern bis herab auf die Farbe der Tracht. Schon auf halbverblichenen Votivtafeln erscheint der Floß-lnann in dunkelblauem Gewand; heute noch trägt er dieses manchmal, wenn auch in anderem Schnitt, neben dem wärmenden grauen Lodenanzug.
Zur Leitung gewöhnlicher Fahrzeuge reichen meist zwei Flößer, der Ferge an der vorderen, der Steurer an der Hinteren Schmalseite. Dieser ist jenem untergeordnet und muß, wie das Volk sagt, „aus ihn achtgeben". Ist noch ein weiterer Fährmann zur Lenkung des Fahrzeuges nötig, so hat er seinen Platz gleichfalls am vorderen Teile desselben. Man hieß ihn früher Drittferge. Gegenwärtig verfrachten die Floßleute auf eigene Nechniuig nur eine verschwindend geringe Anzahl von Flößen. Sie stehen im Solde Münchener Firmen, sind also keineswegs selbständige Unternehmer, sondern bloß Akkordanten, welche die von Holzhändlern und Baumeistern im Gebirge angekauften Stämme, Bretter und Brennmaterialien mit Hilfe ihrer Knechte um vergleichsweise niedrigen Frachtlohn nach der Landeshauptstadt führen.
Der Schimmer einer besonderen sozialen Stellung, eines im wirtschaftlichen Leben des Bergvolkes scharf hervortretenden Standes, welcher früher ans der Flößerzunft und deren Meistern lag, ist gewichen; er ist bereits zu einer geschichtlichen Tatsache geworden.
*
Die Anfänge der Floßfahrt auf den füdbayerifchen Alpenflüssen liegen vollständig im Dunkel der Vorgeschichte begraben. Man hat nun zwar versucht durch Herleitung einer Anzahl von Orts-, Bach- und selbst Flößernamen ans dem Lateinischen ein sehr hohes Alter der vaterländischen Flößerei nachzuweisen. Indessen läßt sich mit Sicherheit nur annehmen, daß bei der Einfachheit eines so nahegelegenen und von der Natur zwanglos dargebotenen Verkehrsmittels, wie es einige roh aneinandergefügte Baumstämme darstellen, auch auf den alpinen Gewässern Altbayerns die Floßsahrt sehr bald begann.
Der älteste, vereinzelt stehende Hinweis auf die Befahrung der Isar mit Floß oder Kahn dürfte wohl in den Überlieferungen über die letzten Lebens-schicksale des hl. Emmeram enthalten sein. Die Leiche des Missionars wurde von dem schon zu Zeiten der Agilolfinger berühmt gewesenen Aschheim nordöstlich uon München aus an die Isar und bei Oberföhring (Emmeramskapelle) auf ein Fahrzeug gebracht, welches die Strömung des Flusses bis zur Donau trug.
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26
Allgemeine Erdkunde.
B. Die Gewässer des Festlandes.
1. Die Flüsse. Die ganze Länge des Flußlaufes mit seinen
Krümmungen heißt Fluß- oder Stromentwicklung. Der Hauptfluß
mit allen seinen Nebenflüssen und dem ganzen Wassergeäder, das zu ihm
gehört, bildet ein Stromnetz, Stromsystem. — Das Land, das von
dem Stromnetz entwässert wird, heißt Stromgebiet. — Die Wasser-
scheide zwischen zwei Flüssen oder zwei Stromgebieten kann sich sowohl über
Gebirge als auch über Ebenen hinziehen; denn schon die geringste Boden-
welle genügt zur Scheidung des abfließenden Wassers. Selten wird die
Wasserscheide durch eine Flußgabelung (Bisurkation) verwischt (Orinoko).
2. Stufen des Flußlaufes. Bei Flüssen mit regelrechter Strom-
entwicklung unterscheidet man-Ob er-, Mittel- und Unterlauf.
Der Oberlauf gehört dem Gebirge oder Hochlande an. Er hat ein
starkes Gefälle, bildet Wasserfälle und Stromengen und ist dem Menschen
noch wenig dienstbar. Nicht selten durchfließt ein Fluß am Fuße des Gebirges
einen See, der ihm als Klärungsbecken dient. — Der Mittellauf gehört
dem Stufen- und Hügellande an. Der Lauf des Flusses wird gemäßigter,
die Talränder treten zurück; Felsenengen und Klippenriegel werden seltener.
Schiffe und Flöße beleben den Strom. — Der Unterlauf bewegt sich im
Tieflande. Zwischen flachen Ufern fließt der Strom in breitem Flußbette
langsam und ruhig dahin und neigt zur Werderbildung; für die Schiffahrt
ist er von großer Bedeutung. — Diese drei Stufen des Flußlaufes zeigt der
Rhein in vortrefflicher Weise.
Die meisten skandinavischen Flüsse haben nur die Merkmale des Ober-
laufes, sie durchfließen Seen und bilden Wasserfälle. Im Laufe langer Zeit-
räume verschwinden die Seen und die Wasserfälle, so daß der Fluß schließlich
ein Gefälle erhält, das gleichmäßiger ist und i. a. von der Quelle bis zur
Mündung abnimmt. Solche Flüsse nennt man fertige, die skandinavischen
bezeichnet man als unfertig e. Nenne Beispiele! Viele Tieflandsflüsse zeigen
nur die Merkmale des Mittel- und Unterlauss.
_~3. Mündungsformen. Man unterscheidet 1. einfache Mün-
düngen, bei denen der Fluß ungeteilt und ohne Erweiterung des Flußbettes
mündet, 2. Schlauch- und Trichtermündungen (Elbe, Themse, Loire,
Amazonenstrom), die durch den Wechsel der Flnt und Ebbe entstehen.
3. Deltas*), Mündungsschwemmländer, die an den Küsten der Meere oder
Seen durch ungestörte Ablagerung der Sinkstoffe entstanden sind (Weichsel,
Po, Nil, Ganges, Mississippi) und von einigen oder zahlreichen Mündungs-
armen durchfurcht werden. Die Form des Deltas kann verschieden sein. Beim
Nil ähnelt sie einem Dreieck, beim
Mississippi einer Gabel. Das größte
Delta der Erde ist das des Ganges,
achtmal so groß wie das Nildelta.
4. Stößt eine Flußmündung auf
ein lebhaft bewegtes Meer, so läßt
der Strom die Sinkstoffe an der
Staulinie fallen, und es entsteht
eine Barrenmündung (Murray,
Oranje). Meereswogen und Küsten-
ströme vermögen die Flußmündung
aus ihrer rechtwinkligen Lage zur
Delta des Mississippi.
Mündungsgebiet
des Senegal.
*) Delta wurde von den Griechen das Mündungsgebiet des Nils genannt,
das in seiner dreieckigen Gestalt dem griechischen Buchstaben J (Delta —I)) ähnelt.
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98
Europa.
Die Bodengestaltung ist mannigfaltig. Das Gebirgsland nimmt
über 3/4 des ganzen Bodengebietes ein. Die Hauptteile sind 1. das
Alpenland, das sich als „Ostalpen" von den Schweizer Alpen bis zur
Donau zieht, 2. das b öhmisch-m ähr ische Schollenland mit seinen
Randgebirgen, 3. die Karpaten. Das Tiefland umfaßt die Donau-
decken, namentlich die weiten Tiefebenen von Ober- und Nieder-
Ungarn.
Die Bewässerung geschieht hauptsächlich durch das Stromgebiet
der Donau. Sie durchfließt die Monarchie in der Richtung ihrer großen
ostwestlichen Ausdehnung von Passau bis Orsowa. Beschreibe ihren Lauf,
und nenne die wichtigsten Nebenflüsse nach der Karte! Eine besondere
Eigentümlichkeit des Donaugebietes ist die stufenweise Aufeinander-
folge größerer und kleinerer Becken, die durch Talengen von-
einander getrennt sind. So durchfließt der Strom uacheiuauder das
Linz er und Wiener Becken, das sich n. im March selbe*) fortsetzt,
tritt durch die Preßburger Pforte in die kleine Tiefebene von Ober-
Ungarn, durch die Talenge zwischen Bakony(bakonj-)wald und den Vor-
höhen der Karpaten in das große Tiefland von Niederungarn,
endlich durch das Eiferue Tor bei Orsowa in die walachische Tiefebene
ein. Die Donau ist am „Eisernen Tor" durch einen Schiffahrtskanal
schiffbar gemacht worden, der an der serbischen Stromseite die Riffe, Klippen
und Felsenbänke umgeht. — Einzelne Randlandschaften gehören andern
Stromgebieten an, fo der No., der Nw. und der äußerste Sw. Welche
Flußgebiete sind hier vertreten?
Die Ostalpen umfassen 1. in ihrem Hauptzuge, dem größtenteils aus
Urgestein bestehenden Mittelgürtel, die Tiroler Gneisalpen mit dem
Jnntal, der Zillertaler Gruppe und dem Brennerpaß (Brenner-
bahn 1370 m), die Hohen Tauern zwischen dem Pinzgau (Tal der obern
Salzach) und dem 'Pustertal (zieht sich von der obern Drau zum Eisack
hin) mit zahlreichen Hochgipfeln, darunter der Großglockner, endlich die
eisenreichen Steirischen Alpen mit dem Murtal und dem Semmering-
paß (Zemmeringbahn). Diesem Hauptzuge ist n. und s. eine Kalkalpenzone
vorgelagert.
*) Berühmtes Schlachtfeld: Schlacht aus dem Marchfelde 1278, Aspern
und Wagram 1809.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Donau Karpaten Nieder-
Ungarn Donau Donaugebietes March Ungarn Bakony(bakonj-)wald Karpaten Niederungarn Aspern
108
Europa.
B. Süöeitrcpa.
1. Die Pyrenäen-Halbinsel.
(590 000 qkm, 23 Mill. E., 39 auf 1 qkm.)
1. Das Land. Die iberische Halbinsel, das südwestliche Glied Europas,
liegt zwischen dem Atlantischen Ozean und dem Mittelmeer. Die geringe
Gliederung, die Hochlandströme und die vorherrschenden Hochflächen kenn-
zeichnen die Halbinsel als Übergangsglied zwischen Europa und
Afrika, dem sie sich an der Straße von Gibraltar bis auf 15 km
nähert. Kap Tarifa ist der südlichste Punkt Europas, Kap Roca der
westlichste.
Die Halbinsel ist vom regelmäßigem Gesamtaufbau. Den Kern des
Landes nimmt die Kastilische**) Hochfläche ein, die durch ihre Größe
und Geschlossenheit die kleinen Küstenlandschaften stets beherrscht hat. Daran
schließt sich im No. das steppenartige Aragonische Tiefland mit dem
Eb ro, d. i. „das Wasser", im Sw. das fruchtbare Andalusische Tief-
land mit dem wasserreichen Gnadalqnivir (arabisch = großer Fluß).
Beide Tiefländer sind an ihrer Außenseite von hohen Faltengebirgen
begleitet: das n. Tiefland von den Pyrenäen, das s. von der Sierra
N e v a d a*) (== Schneegebirge) mit dem südlichsten Gletscher Europas und
dem Mulahaceu (3480 m.) Der 80.-Rand Andalusiens ist eine der
erdbebenreichsten Stellen Europas. Der Hauptabdachung des Landes nach
W. folgen die großen Hochlandströme: Duero, Tajo und Gnadiana.
Tie Pyrenäen sind ein geschlossenes Hochgebirge mit wenigen, schwer
überschreitbaren Pässen (Rolandsbresche). Am Tal der obern Garonne
die höchsten Erhebungen, zu denen der Mont Perdu und die 3400 m hohe
zerklüftete Maladetta (die Verfluchte, wegen der weidearmen Felshalden)
gehören. In den Westpyrenäen der Patz von Roncesvalles. — Die
Pyrenäen sind ein kahles, weide und waldarmes und deshalb wenig be-
wohntes Hochgebirge. Schneefelder und Gletscher kommen an Größe denen
der Alpen bei weitem nicht gleich, weil sich das Mittelmeerklima durch sommer-
liche Dürre auszeichnete — Eine eigenartige Erscheinung der Pyrenäen ^sind
die Zirkustäler, die bis s/4 eines Kreises beschreiben und nur an einer Seite
dem Fluß einen Ausweg lassen. Bei ihrem treppenähnlichen Zurückspringen
nach oben hin sind sie riesigen Amphitheatern vergleichbar. Sie stammen aus
der Eiszeit und waren Wurzelpunkte der Gletscher.
Die Hochfläche ist ein altes Schollenland, von Horsten, dem Kastilisch en
Scheidegebirge, durchsetzt. N. davon die Hochfläche von Altkastilien und
s. die von Neu'kastilien. Die Sierra Morena (—schwarzes Gebirge, nach
dem dunklen Gebüsch, vergl. Schwarzwald) scheidet sie vom Tiefland von
Andalusien, das Iberische Scheidegebirge vom Ebrotiesland, Im N. ist
sie durch das Kantabrische Gebirge vom Meer getrennt. Sie bildet eine
durchschnittlich 700 m hohe Platte, die nach ^V. geneigt ist und ö. und w. in
Stufenlandsch asten zum Meer hinabsteigt.
Die Hochlandströme fließen in tief eingeschnittenen Flußbetten, haben
ungleichen Wasserstand, raschen, von Strudeln und Stromschnellen unter-
brochenen Laus und sind daher fast bis zur Mündung nicht schiffbar.
*) Kastilien, von den vielen Kastellen (Burgen) aus der Zeit der Kämpfe
gegen die Mauren so genannt.
**) Sierra = Säge, ein Gebirge mit gesägtem Gebirgskamm.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Atlantischen_Ozean Europa Afrika Tarifa Europas Europas Andalusiens Europas Schwarzwald Andalusien Stufenlandsch Kastilien
Der Sudan mit Oberguinea. 59
Oberguineas und die nassen Flußufer tragen hochstämmigen Urwald mit
dichtem Unterholz.
Der Sudan zerfällt in Hoch- und Flachsudan. Hochsudan liegt im W.
Hier entspringen der Senegal, der Gambia und der Nigir d, i. Fluß.
Dieser ist der drittgrößte afrikanische Fluß; er nimmt den Benue auf und
mündet in einem sumpfigen Delta mit vielen Armen (Ölflüffe). Senegal und
Nigir haben viele Gefällsbrüche; sie sind also reich an Stromschnellen und
Wasserfällen. — Im ö. Sudan, Flachsudan mündet der Schari in den
Tschadsee, der bei Hochwasser größer ist, als die Mark Brandenburg, bei
Niedrigwasser indessen aus die halbe Größe einschrumpft. In früherer,
feuchterer Zeit hatte er einen Abfluß nach No.; daher ist das Wasser süß.
W. vom See liegt der größte Ort Flachsudäns, Kuka, von dem Karawanen-
straßen nach Tripoli gehen. — Im fernen O. durchfließen den Sudan der
Weiße (d. i. klare) und der Blaue Nil, die sich bei Khartum vereinigen.
2. Die Bewohner sind die kräftigen, im N. mohammedanischen
Sndanneg er, fleißige Ackerbauer, die vielfach von den viehzüchtenden,
mohammedanischen Fulbe (d. i. Hellbraune) beherrscht werden. Die Fnlbe
sind von heller Farbe, mager aber kräftig, streitbar und klug. Ihre größte
Stadt istkano, die den Handel Hochsudans beherrscht. Tim buk tu ist viel
kleiner; es vermittelt den Handel nach dem Atlasgebiet. Östlich Kano liegen
die Haussastaaten, genannt nach den Haussa, einem Übergang der Neger zu
den Fulbe, von denen die Haussa beherrscht werden. Die Sprache der Haussa
ist das Verständigungsmittel des Sudan. —
Für den Weltmarkt liefert das waldige Küstenland Palmkerne und
das salbenartige Palmöl, ferner Kautschuk. Aus dem Ackerbaugebiet stammt
die Erduuß, deren Frucht in der Erde reift und ein dem Olivenöl ähnliches
Ol liefert.
Deutsche, Engländer und Franzosen haben den größten Teil des Sudan
besetzt.
a) Deutsches Gebiet: 1. Togoland. Es ist so groß wie Bayern
mit 1 Mill. E. Gib die Grenzen an! Die Bewohner sind die friedlichen
Eweneger. Kautschuk, Palmkerne, Mais und Palmöl werden ausgeführt.
Von der Hst. Lome gehen 2 nur kurze Eisenbahnen aus. Eine gewaltige
Brandungswelle erschwert die Landung.
2. Kamerun reicht bis zum Tschadsee. Gib die Grenzen an! Kamerun
hat fast die Größe vom Deutschen Reiche und etwas mehr Bewohner als
Großberlin. Das niedrige Küstenland an der See und am schiffbaren
Kameruufluß, d. i. Krabbenfluß, ist dicht mit Mangrovewalduug und Dickicht
bewachsen und — wie überall im tropischen Afrika — äußerst ungesund.
Das Kamerungebirge, 4100 m, ist ein erloschener Vulkan, an dessen
Abhängen sich die einströmende, feuchte Seeluft zu ganz gewaltigen Regen
verdichtet (10 in im Jahre!). Nutzpflanzen sind die Ölpalme, die Kautschuk-
liaue und Kakao. Bewohnt wird das Waldland von den Bantunegern, die
in Südafrika vorkommen. Am bekanntesten ist der Stamm der Dnala, der
dem Regierungssitz Duala den Namen gegeben. Die Duala vermitteln
den Handel mit dem Innern. — Die Weißen wohnen, wie überall an der
Küste von Guinea, in Faktoreien, d. s. Niederlassungen (oft nur ein einzelnes
Gebäude) europäischer Kaufleute, um Waren aufzuspeichern und zu verhandeln.
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Ostafrika. 63
dem See finden sich noch verschiedene Seen bis zum Albertsee. Der ostafri-
konische Graben beginnt im Njassasee, setzt sich nordwärts über die Natron-
seen fort, an erloschenen Vulkanen, wie Kilimandscharo (6000 in) und Kenia
vorüber und endigt östlich von Abessinien im Roten Meere. Abessinien
ist durch mächtige Lavaausbrüche überflutet worden (Übergnßtaselland). Noch
Querschnitt durch Afrika von "W. nach 0. auf dem Äquator.
Längenmaßstab 1:38000000. Höhe 75 X größer als die Länge.
heute kommen tätige Vulkane, heiße Quellen und Erdbeben vor. In dem
regenreichen Lande haben wasserreiche Flüsse (Blauer Nil) das Hochland
zerschnitten. Großartige, oft schluchtenartige Täler tragen in ihren niedrigen
Teilen immergrüne, wildreiche Wälder. Die Hochflächen sind kühl. Der
Ostabhang Ostafrikas ist durch Brüche und Täler gegliedert. Die Somal-
Halbinsel ist im N. angefügt. —
Der Nil entspringt als Kägera w. vom Viktoriasee (= Bayern),
durchfließt diesen See und den Albertsee und wendet sich nach N. Da er im
Süden wenig Gefäll hat, fließt er langsam. Das Wasser ist daher klar;
darum ist der Name Weißer Nil d. h. klarer Nil gerechtfertigt. — Wohin
entwässern sich Tanganjika- und Njassasee?
Der 80.-Passat netzt die Osthänge und verursacht Waldbedeckung. Auch
die Nachbarschaft der großen Seen ist feucht und waldreich. Der größte Teil
Ostafnkas ist Busch- und Baumsavanne (hier der Affenbrotbaum, der in der
Trockenzeit sein Laub abwirft). Au sehr trocknen Stellen tritt die Wüsten-
steppe auf. — Auch hier sind die Scharen von Steppentieren durch Rinderpest
und Feuergewehr gelichtet.
2. Die Bevölkerung sind Sudan- und Bantnneger, die sich an den
Nilseen berühren. Im Int. leben die helleren Nordafrikaner. Als Fremde
finden sich Araber, Inder und Weiße.
a) Deutsch-Ostafrika ist fast doppelt so groß wie das Deutsche Reich
und hat etwa soviel Einwohner wie die Rheinprovinz; es reicht vom Indischen
Ozean bis zum Tanganjikasee. Gib die übrigen Grenzen an! Der Ostabfall
dacht sich in Gebirgslandschaften ab und wird durch Flüsse von der Länge
nnsrer Oder und Weichsel entwässert. Vielfach deckt Laterit die Erde. Der
Kilimandscharo ist mit 6000 m der höchste Berg Afrikas, der eine Fläche
gleich der des Harzes bedeckt.--
Die Bantnneger gliedern sich in zahlreiche Stämme, wie die kriegerischen
Wahehe*). An der Küste, am Sandstrand, arab. Sahel, wohnt ein Mischvolk,
die Suaheli (eigentlich Wasuaheli). Ihre Sprache, das Kisuaheli, ist die
Karawanensprache. Fremde sind die Deutschen, Araber und Inder. —
Deutsch-Ostafrika führt Kautschuk, ferner Wachs, Kopra und Elfenbein ans.
*) Wa-Hehe heißt Volk der Hehe, U-Hehe — Land der Hehe.
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Rußland. 119
Tiefland verteilt. Welche Ströme fließen a) zum Eismeer, b) zur Ostsee,
c) zum Schwarzen Meer, d) zum Kaspisee? Die russischen Flüsse tragen
als Tieflandströme durch ihre Schiffbarkeit dazu bei, die Küstenstrecken mit
der Mitte des Landes in Verbindung zu bringen. Auch sind sie bei den
niedrigen Wasserscheiden leicht durch Kanäle zu verbinden. Das Hauptquell-
gebiet ist die Waldäihöhe. Unter den stehenden Gewässern befinden sich
die größten europäischen Seen: Ladogasee und Onegasee. Im einzelnen
ergeben sich folgende natürliche Bodengebiete:
1. Der Ural, ein altes in der Steinkohlenzeit gefaltetes Rumpfgebirge,
reicht vom oberen Knie des Uralsusses bis zum Eismeer. Es ist das
längste Gebirge Europas. Der Kamm ist niedrig und die durch Abtragung
herausgearbeiteten harten Quarzitgipfel überragen nur wenig die der höchsten
deutschen Mittelgebirge. Auf ver Westseite allmählich ansteigend, dacht er
sich nach der asiatischen Seite steiler ab. Der mittlere Ural ist reich an
Eisen, Platina, Gold und Halbedelsteinen.
2. Die finnische*) Seenplatte ist eine niedrige Granitplatte. Ihre Natur
erinner * an das benachbarte Skandinavien. Sie ist das wald und seen-
reichste Land Europas, daher auch „Das Land der 1000 Seen" genannt.
Die anbaufähigen Stellen haben nur an der Küste einige Ausdehnung.
Die größte der wenigen Städte in dem menschenarmen Lande ist Helsingsors^
3. Das osteuropäische Tiefland schwillt zwischen, Dnjepr, Wolga und
dem untern D o n zu der 200—250 m hohen mittelrussischen Boden-
schwelle an, die in der nach Nw. vorgeschobenen Waldäihöhe ihre höchste
Erhebung (350 m) erreicht. Die Schwelle wird von verschiedenen Tieflands-
decken umgeben:
а) Das nordrussische oder arktische Tiefland, n. des 60.° n. 23.,
entwässert von der Dwina. Lädoga- und Onegasee bilden wahrscheinlich
den letzten Rest eines Meeresarmes, der vom Weißen Meer zur Ostsee reichte.
Die Striche am Eismeer sind öde Tundra, südlicher beginnen die Nadel-
wälder, durch die der Weg auf der Dwina über Archangel zum Eismeer
führt.
d) Das Tiefland an der Ostsee (Kurland, Livland, Esthland
Jngermannland) hat bereits milderes Klima und eignet sich zum Getreide-
und Flachsbau; außer Ackerland treten ausgedehnte Forsten und Sümpfe,
auf. Newa und Düna sind die wichtigsten Flüsse des Beckens, an ihren
Mündungen die Eingangstore Petersburg und Riga.
c) Das westrussische Tiefland gliedert sich in die Flußebenen von
Dnjepr, Njerrten**) und Weichsel. Im Gebiet des obern Dnjepr zieht
sich die größte Sumpflandschaft Europas hin. Die Landschaften des
mittleren Dnjepr und das Flachland um die Weichsel sind ergiebige Getreide-
länder, außerdem waldreich. Das Vorkommen von Kohle begünstigt Industrie
in Warschau und Lodz tlötsch). Im W. vom mittleren Dnjepr eine Plateau-
landschaft, von Bug und Dnjestr durchschnitten.
б) Das Becken der Wolga. Die Wolga (= die Große) ist mit
3200 km Stromlänge der größte Fluß Europas. Quelle, Laufrichtung,
Mündung? Rechts das hohe Bergufer mit Erhebungen bis 350 m, links
das niedrige Wiesenufer. Die bedeutendsten Nebenflüsse sind links diekama,
rechts die Oka mit der Moskwa. Die Wolga ist die Hauptv erke hrs-
straße des weiten Ostens. Im Gebiet des Ober- und Mittellaufs große
Wälder und ausgedehnte Ackerflächen mit vorwiegendem Getreide-, Flachs-
und Hanfbau. Eine dicht bevölkerte Ackerbauzone zieht sich von der
mittleren Wolga bi§ zur polnischen Grenze hin, das Gebiet der fruchtbaren
„schwarzen Erde", die Getreidekammer Europas. Die Städte Kiew und
Eh arkoff (chärkoff) verdanken ihr Wachstum dem Getreidehandel. Das Land
östlich des Unterlaufs gehört bereits der öden Kafpisteppe an
*) Finnland, deutscher Name für Sumpfland, vergl. Fenn, hohes Venn.
**) D. i. deutscher Fluß.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Kaspisee Europas Skandinavien Europas Wolga Ostsee Kurland Livland Esthland
Jngermannland Petersburg Riga Europas Warschau Lodz Europas Moskwa Europas Kiew Finnland